Plan für eine dritte "Sterne"-Ausstellung 1982 (handschriftlicher Entwurf von Huang Rui)

Im Zuge der Kampagne gegen "geistige Verschmutzung" (u.a. gegen kulturelle Einflüsse aus dem Westen) wurde die geplante Ausstellung von den Behörden nie genehmigt.

Zeitungsberichte über die "Sterne"-Künstler Yan Li und Ma Desheng

Nach dem Ende der Kampagne gegen "geistige Verschmutzung" entstand ab ca. 1983 wieder ein liberaleres Umfeld für künstlerische, aber auch politische Debatten, was auch in den offiziellen Medien zu spüren war. Mitgliedern der "Sterne"-Gruppe war es zumindest möglich, Einzelausstellungen abzuhalten, während eine Gruppenausstellung 1984 verboten wurde. 

Ankündigung einer Einzelausstellung von Werken Yan Li's in Shanghai im Sommer 1984 (in der lokalen Abendzeitung Xin Min Wanbao)

Ausführlicher Bericht über Ma Desheng und seine Holzschnitte in der "Chinesischen Jugendzeitung" vom 22. Nov. 1984 mit einem Werk aus der Zweiten "Sterne"-Ausstellung von 1980

Übersetzung des Beitrags zu Ma Desheng:

Ma Desheng kurz skizziert (Kolumne „Jugend und Kunst“, Ma Licheng)

Ein Freund hat einmal gesagt: “Gott hat sein Bein verkrüppelt, aber er hat ihm ein überragendes Hirn und einen ungestümen Geist verliehen.“

Man braucht nur seine Bilder, allen voran die Holzschnitte, anzusehen. Grelle Schwarzweiß-Kontraste. Präzise, feste, selbstbewusste Striche, brennend vor glühendem Verlangen, so wie bei van Gogh. So entfaltet sich die Leidenschaft des Malers für das Wesentliche des Lebens! “Sechs Quadratmeter” heißt ein Sujet von ihm, das uns schwer beeindruckt. Die beinahe schwebende Figur auf dem Bild verströmt einen innewohnenden Idealismus, der uns berührt und gleichzeitig nachdenklich macht.

Das Bild könnte auch aus dem Leben seines Schöpfers gegriffen sei. Eine schmale Gasse in Peking, ein abgeschirmter Innenhof, mit einer zehn Quadratmeter großen Erdbeben-Bretterbude aus Wellblech, Planken und Ziegeln. Das ist das Zuhause von Ma Desheng und seinen zwei Brüdern. Eine aus Holz  genagelte Staffelei nimmt die Hälfte des Raums ein, die verbleibende Hälfte füllen drei schmale Betten. Die beiden Brüder arbeiten abwechselnd Tag- und Nachtschicht. In diesem Umfeld erschafft Ma Desheng seine Bilder.

Doch er ist optimistisch.

Eines Nachmittags betritt er mit seinen Alu-Krücken den Hof, in der Hand trägt er eine Packung Schweinefleisch, das er gerade für 30 Fen gekauft hat. Ohne zunächst die schon begierig in seiner Hütte wartenden Besucher zu beachten, ruft er aufgeregt: „Einen Moment. Der Metzger hat das Fleisch in ein Bild von Wu Guanzhong [ein Mitbegründer der modernen chinesischen Malerei] eingepackt. … Nach kurze Zeit hält er uns das Bild – eine Seite der Farbbeilage eines Magazins – vor die Augen: „Schaut her, das ist es, die jüngeren Bilder von Wu Guanzhong haben sich sehr verändert. …

Er mag Literatur und alte chinesische Philosophie. Mit seinem spärlichen Gehalt kauft er sich bekannte Werke der Literatur zum Lesen. Er hat selbst einige Kurzgeschichten geschrieben. Das Eintauchen in Dichtkunst und Philosophie helfen ihm, die sich rasch wandelnde Realität des Alltags noch unmittelbarer zu erfühlen, seine Vorstellungskraft zu wecken und seinen Darstellungen auch eine starke historische Dimension zu verleihen.

Ma Desheng, gerade 32 Jahre alt, mag ganz besonders dem Spruch eines bekannten Wissenschaftlers: „In der Wissenschaft muss man jeden möglichen Weg einmal versuchen, und wenn man auf einem Weg nicht mehr weiterkommt, dann wird daraus eine neue wissenschaftliche Entdeckung.“ Er ist genau so jemand, der auf diese Weise neue Erkundungen wagt. … Und er ist auf der Suche nach einem Pfad, der chinesische und westliche Kunst verbinden kann …

Einladung zur (von den Behörden untersagten) Ausstellung von Yan Li, Yang Yiping und Ma Desheng (Nov. 1984)