Die Demokratiemauer an der Xidan-Kreuzung in Peking (Juni 1979)

Die folgenden Fotos wurden Ende Juni 1979 gemacht, die meisten vom Autor (Helmut Opletal), einige von der französischen Sinologin Jacqueline Nivard. An der Demokratiemauer liest man zu diesem Zeit kaum mehr aggressive Attacken auf die Staats- und Parteiführung, bekannt unverblümte Aktivisten wie Wei Jingsheng oder Ren Wanding wurden schon in den Wochen zuvor verhaftet. Viele Wandzeitungen bringen aber weiterhin persönliche Unzufriedenheit zum Ausdruck.

Die wichtigsten Zeitschriften, die nun an der Demokratiemauer verkauft werden, sind das "Forum 5.April", "Pekinger Frühling" sowie das Kulturmagazin "Heute". Als politische Autoren erregen vor allem Xu Wenli und Chen Erjin Aufmerksamkeit. Beide verstehen sich als Marxisten, die das sozialistisch-kommunistische System nicht abschaffen, sondern reformieren möchten.

Besonders viele Leser interessieren sich für den umfangreichen Text, in dem Chen Erjin ein sozialistisches Zwei-Parteien-System vorschlägt. Er löst auch hitzige Diskussionen aus.

Mehrere unabhängige Zeitschriften ("Pekinger Frühling", "Wahrheitssuche") kündigen den Verkauf einer neuen Ausgabe an der Mauer der Demokratie an.

Unbekannter Fotograf. Wer kennt ihn?

Verkaufsankündigung für eine neue Nummer von "Pekinger Frühling". Der Slogan rechts lautet "Entschieden gegen ein Zwei-Parteien-System"

Die neueste Nummer einer Zeitschrift stößt auf großes Leserinteresse.

Ankündigung einer neuen Nummer der Zeitschrift "Women" ("Wir")

Verschiedene Wandzeitungen...

Ein demobilisierter Soldat beklagt sich über seine Probleme nach der Entlassung aus den Streitkräften.

"Anklage"

"Warum werden die Entscheidungen des Pekinger Stadtkomitees nicht umgesetzt?"

Ein Fall aus einer Armee-Einheit in Jiangsu...

"Endlich Gerechtigkeit für die 14 Jahre lang psychisch gequälten Menschen"

Ein Mann aus Sichuan beschuldigt die Behörden physischer und psychischer Methoden der Misshandlung.